CDU wählt Nachfolgerin für Anne Raffel und stellt sich im Doppelwahljahr neu auf

Alles andere wäre eine Überraschung gewesen, sowohl der Name als auch das Ergebnis: Mit der vollen Punktzahl wählten die CDU-Mitglieder am Donnerstag Monika Schmidt zur Nachfolgerin von Anne Raffel. Die gibt ihr Amt nach neun Jahren ab, um sich voll und ganz ihrer Referentenarbeit für Anja Karliczek widmen zu können, die auch in den nächsten Bundestag einziehen will.
Viertel vor Acht im kleinen Saal bei Ruhmöller, Anne Raffel wird nervös, schaut auf die Uhr, auf die Tür, in den Saal und auf viele leere Stühle. Das Wetter vielleicht, oder ist´s der Wochentag? Landtagskandidatin Andrea Stullich ist schon da, Annette Willebrandt, Franz Becker, Bernd Willebrandt auch, und endlich, als Alfons Günnigmann durch die Tür tritt, trudelt es, Tische müssen verrückt, Stühle noch dazugestellt werden, Anne Raffel atmet auf: volles Haus, total volles Haus.
Erster Höhepunkt des Abends: der Rechenschaftsbericht, eine Anne-Raffel-Spezialität, die das Saerbecker CDU-Parteivolk vermissen wird: Zweijahres-Rückblick in Wort und Bild, das schafft sie locker in handgestoppten 23 Minuten. Inklusive milder Sticheleien gegen Landesmutter Hannelore Kraft, die gleich dreimal im Bild erscheint. Aber auch Landrat Klaus Effing, bei dem Anne Raffel, weil es so oft auftaucht, vermutete, „dass er eine Dauerkarte für Besuche bei uns hat“. Grillparty, Kinderfest, Kulturpreis, Besuch bei den Ladbergern („Super lecker, der Piepkoken!“), Gruppenbild bei Wolters, Aschermittwoch in Recke, Adventsmarkt, Leider Werkstätten – sie lässt nichts aus.


Zweiter, nein, der Höhepunkt: Wahl der Vorsitzenden. Vorher aber blickt Anne Raffel zurück, erzählt noch mal die Anekdote von ihrer Holterdiepolter-Wahl vor neun Jahren, findet sehr liebe, persönliche Worte für ihre Weggefährten, für Freunde, die Familie und sagt ganz nebenbei, dass sie in den 30 Jahren ihrer Parteizugehörigkeit „schon alle Posten hatte, die es da gibt. Und heute darf ich zum ersten Mal auch Stimmen zählen.“ Die Parteifreunde bedanken sich mit Geschenken, Umarmungen, Lob und lang anhaltendem Applaus.
Volle Punktzahl für Monika Schmidt, ein Traumergebnis, das gab´s auch nirgendwo im Sozialismus: 100 Prozent (ein Stimmzettel fehlte, na, welcher wohl?).
Monika Schmidt, 48, verheiratet, zwei Töchter, seit 2009 CDU-Mitglied und damals gleich im Vorstand, ist gerührt. Erleichtert , dankbar und etwas nervös. Lob für ihre Vorgängerin, ein dankbarer Augenaufschlag für das Vorstandsteam, leicht wackelige Zuversicht für ihr neues Amt, charmante Ansprache, sympathische Versprecherchen, und alle wissen: Haben wir gut gemacht, da vorne steht die Richtige.
Und Anne Raffel? Die Maßgebliche, Prägende für Saerbeck Kommunalpolitik, ist ja nicht aus der Welt. Graue Eminenz ist doch ein schönes Prädikat – auch für eine schwarze Dame wie sie.

Quelle: WN/Hans Lüttmann